Jahrelang fristete ein altes Flurdenkmal sein trauriges Dasein. Nun hat sich der Heimat- und Kulturverein des verwaisten Marterls in der Köihtroi (Kühtrift) in Ebersbach angenommen und es in neuem Glanz erstrahlen lassen. Dieses wurde vor Ort von einer interessierten Besucherschar in Augenschein genommen.
Elisabeth Hammer führte die Wandergruppe von Vilseck nach Ebersbach. Man traf sich bei der Pieta in der Froschau, am Platz der ehemaligen Spitalkirche. Die Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins wies zu Beginn auf die mehr als achtzig Feldkreuze, Bildstöcke, Dank- und Sühnezeichen hin, die sich im Bereich der Großgemeinde Vilseck befinden. „Mit ihnen dokumentierten unsere Vorfahren ihren starken Glauben und bezeugten ihren Dank für Hilfe in schwerer Not. Auch hielten sie die Erinnerung an Unglücksfälle und an die dort Verstorbenen wach“, berichtete sie.
Über Axtheid und den neu gestalteten Schulhof ging es auf dem Ebersbacher Kirchenweg weiter. Kurzweilig verlief die Wanderung, denn Elisabeth Hammer, die gebürtige Ebersbacherin, lies auf dem Weg immer wieder Altes, Interessantes und Wissenswertes einfließen. So erzählte sie auch die Entstehungsgeschichte des Marterls in der Köihtroi, wie sie mündlich überliefert ist.
„Ein 82-jähriger Wirtshausbesucher ging im Jahr 1893 von Ebersbach in Richtung Großschönbrunn nach Hause. Am Ortsausgang in der Köihtroi ereilte ihn der Tod durch Herzinfarkt. Seine letzten Worte waren: Muss ich schon sterben? Ich bin doch noch so jung, so jung! Das Spitzl, das er sich vom Ebersbacher Wirt als Wegzehrung mitgenommen hatte, hielt er noch in der Hand. Seine Angehörigen stellten zur Erinnerung an seinen Tod das Sandsteinmarterl auf, welches sich der hier verstorbene Conradius Kellner schon zu seinen Lebzeiten als Steinhauer im Seugaster Sandsteinbruch für sein Ableben zurechtgemeiselt hatte.“
Elisabeth Hammer dankte vor Ort allen, die bei der Restaurierung des Marterls geholfen hatten. Bürgermeister Hans-Martin Schertl hatte die Unterstützung der Stadt zugesagt. Bauhofmitarbeiter hatten den Stein entfernt, später wieder aufgestellt. Steinmetzmeister Alexander Münch führte die Arbeiten am Sandstein kostenlos durch, und Michael Nutz malte ein neues Bild, auf dem der Tote mit dem Spitzl in der Hand dargestellt ist.